Der Tagesspiegel, 24. Januar 2014

Schwanzgelaber und ein Traumpaar

Am siebten Tag sollst du ruhen - das haben die Dschungelcamp-Insassen offenbar zu wörtlich genommen. Es herrschte Langeweile

Mal ehrlich: Es wird langweilig. Das Dschungel-Camp beginnt trotz subtropischen Klimas langsam, aber sicher einzustauben. Wir kennen inzwischen alle Macken und Marotten der Lagerinsassen, keine noch so eklig-dämmliche Prüfung kann mehr unser Mitleid erwecken oder unseren ausgeprägten Sinn für Schadenfreude stimulieren. Selbst Larissa, Nervensäge vom Dienst und Endlos-Opfer eines arg einseitigen Drehbuchs, vermag die Eintönigkeit nicht zu vertreiben. Auch Melanies schneidige Kasernenhof-Kommandos lassen einen kaum mehr aufschrecken. Und Winfried Glatzeders Chefkommissar-Gehabe macht den Tatort keinen Deut spannender.

Ja, man vermisst sogar schon des Wendlers durchgeknallte Selbstgespräche, sein Egoshooter-Gehabe und ertappt sich bei dem abwegigen Gedanken, per Bittschrift bei RTL um Gnade für den Troubadix des deutschen Schlagers zu flehen. Ach, wenn doch ein anderer Kandidat den Wendler machen würde! Aber noch gibt es ja ein paar Folgen. Und vielleicht hat sich der Sender fürs abstrus Abseitige ja etwas Besonderes für den Schluss aufgehoben.

Der siebte Dschungel-Tag gab allerdings kaum Grund zur Hoffnung, dass das Sadistenherz bald wieder höher schlagen könnte. Alles wie gehabt. Da kann eine Stunde schon zur echten Herausforderung für die ohnehin müden Augenlider werden. Es beginnt mit Gabbys frivolen Wahrnehmungsstörungen (“Ich habe einen Schwanz gesehen, schwarz und groß”), zieht sich kaugummiartig über Winfrieds Pseudo-Joint aus Palmblättern, um bei Molarissa zu enden, dem neuen Traumpaar des deutschen Fernsehens.

Denn ihnen gelang es nicht nur, sapperlot, in luftiger Höhe unglaubliche acht Essen zu ergattern. Sondern sie ergänzten sich bei der Teamarbeit – Gefühl und Schnauze – auf wundersame Weise. Nur dass das österreichische Model nichts davon hatte. Es wurde weiter auf ihm herumgehackt. Undank ist nun mal der Welt Lohn. Auch im australischen Busch. Was sonst noch geschah? Hab’s vergessen. Ach ja, es wurde irgendwie gestritten (über Hängematten und Betten), gebrüllt (weil man sich ungerecht behandelt fühlte) und gestänkert (“Wir hätten zehn Sterne schaffen können”). Gähn.

Dass dieser siebte Tag im Dschungel ein einschläfernder war, lag leider auch am Moderatorenduo Sonja Zietlow und Daniel Hartwich. Genauer gesagt an den müden Gags. Schade. Denn ihre bissig-bösen, herrlich fiesen Sprüche gehörten bislang zu den Highlights der achten Staffel. Vor allem der Hartwich hat sich als ein Meister der Attacke entpuppt. Aber auch der 35-Jährige blieb dieses Mal so blass wie Larissas Teint.

Also doch erst am Ende der 16-tägigen Sado-Maso-Show noch mal kurz dabei sein, um sich bestätigt und Larissa gemeinsam mit Winfried auf dem Königsthron zu sehen? Oder es einfach mal mit anderem Trash versuchen, zu DSDS oder dem Bachelor wechseln? Klingt auch nicht gerade nach einer Lösung des Langeweile-Problems. Vielleicht hilft’s da schon eher, einfach mal abzuschalten.

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Dr. Christian Böhme
Journalist

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